Land fördert Studie zur Herstellung und zum Einsatz von synthetischem Kerosin auf der Basis erneuerbarer Energien

Der Flughafen Stuttgart will gemeinsam mit Partnern mit einer Durchführbarkeitsstudie klären, wie klimaschonendes synthetisches Kerosin aus „grünem“ Wasserstoff und prozessbedingtem Kohlendioxid (CO2) aus der Zementproduktion hergestellt werden kann. Diese Studie wird vom Land mit gut einer Million Euro gefördert und bildet die Basis für die weiteren Planungsschritte bis zur Realisierung einer entsprechenden Anlage und den möglichen Einstieg von Investoren.

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte am Donnerstag bei der Übergabe des Förderbescheids: „Auch der Luftverkehr muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dabei werden erneuerbar erzeugte synthetische Kraftstoffe, sogenannte reFuels, eine zentrale Rolle spielen. Bei diesem Projekt des Flughafens in Kooperation mit Schwenk Zement und SkyNRG wird außergewöhnliche Pionierarbeit geleistet. Es geht dabei um die Vorbereitung einer Anlage mit einer Herstellungskapazität von 50.000 Tonnen synthetisches Kerosin pro Jahr am Standort Heidenheim-Mergelstetten. Das erste derart hergestellte Flugzeugtreibstoff in industriellem Maßstab könnte dort 2028 produziert werden.“ Das Projektkonsortium, dem der Flughafen Stuttgart, die Firma Schwenk Zement und SkyNRG angehören, engagiert sich ebenfalls mit einer Million Euro an dem Vorhaben.

Minister Hermann betonte: „Um die Beimischungsquote von nur zwei Prozent erneuerbarem Kerosin in Deutschland im Jahr 2030 zu erfüllen, müssten dafür jährlich knapp 250.000 Tonnen produziert werden. Dafür müssen wir einige deutlich größere industrielle Anlagen realisieren. Das zeigt, wie groß die Herausforderung ist, um bis 2040 zum klimaneutralen Flugverkehr zu kommen.“

Ziel der Studie ist der Nachweis wirtschaftlicher und technischer Machbarkeit sowie der Genehmigungsfähigkeit der Anlage. Ist die Durchführbarkeitsstudie erfolgreich, besteht die Chance, erstmals bei einem Zementwerk aus dem CO2 in der Abluft unter Verwendung von Wasserstoff klimaschonendes Kerosin im industriellen Maßstab herzustellen.

Der Flughafen Stuttgart fördert seit vielen Jahren die Entwicklung CO2-neutraler und geräuscharmer Antriebe. Das ist Teil seiner Klimastrategie STRzero. Gemeinsam mit der Wissenschaft, Politik und Industrie will der Airport derartigen Technologien zum Durchbruch verhelfen. „Wir als Landesflughafen verstehen uns als Enabler in der Transformation des Luftverkehrs hin zum klimaschonenden Fliegen. Daher bringen wir uns aktiv in die Entwicklung einer Produktionsstätte für nachhaltiges Kerosin in Baden-Württemberg ein. Den Einsatz solcher neuartigen Flugzeugtreibstoffe fördern wir bereits über unsere Entgeltordnung“, sagte der Prokurist der Flughafen Stuttgart GmbH, Arne Kirchhoff, der den Förderbescheid entgegennahm.

„Für die Zementwirtschaft ist das Projekt von enormer Bedeutung, da die sinnvolle Nutzung von Kohlendioxid aus der Abluft von Zementwerken als Rohstoff einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz darstellt“, so Thomas Spannagl, CEO von Schwenk. Hierzu solle auch die neuartige Technologie einer Oxyfuel-Anlage zur Zementherstellung in Baden-Württemberg von Schwenk errichtet werden. Heidenheim-Mergelstetten sei hierfür einer der favorisierten Standorte. Dabei kann das Kohlendioxid nahezu auf 100 Prozent in der Abluft konzentriert werden, um in der nachgeschalteten Anlage für nachhaltige Flugkraftstoffe unter Verwendung von Wasserstoff synthetisches Kerosin herzustellen.

„Mit der richtigen technologischen Konfiguration sind große Synergien zwischen der Zementindustrie und der Luftfahrtindustrie möglich. Beide benötigen Lösungen um ihren Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende zu leisten,“ sagt der Chief Development Officer von SkyNRG Maarten van Dijk. Er sieht Baden-Württemberg als bedeutenden Standort für die Entwicklung dieser Anlage: „Es gibt politische Unterstützung auf Landes- und Bundesebene. Das Land bietet mit dem Flughafen Stuttgart und Schwenk Zement starke Partnerschaften, um dieses hochinnovative Projekt zu entwickeln.“

 

Hintergrundinformationen:

Über SkyNRG:

Als Pionier und weltweit führender Anbieter von nachhaltigem Kerosin (Sustainable Aviation Fuel, SAF) erhöht SkyNRG die Nachfrage und das Angebot an SAF weltweit. SkyNRG hat die Mission, SAF zum neuen globalen Standard zu machen, angetrieben von nachhaltigen Praktiken in der gesamten Lieferkette. In diesem Sinne hat SkyNRG bereits über 30 Fluggesellschaften auf allen Kontinenten mit SAF beliefert. Um sicherzustellen dass SkyNRG die richtigen Entscheidungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit seiner Aktivitäten, Projekte und Produkte trifft, wird SkyNRG strukturell von einem unabhängigen Nachhaltigkeitsrat beraten, dem Vertreter von WWF International, der European Climate Foundation, Solidaridad Network und der Universität Groningen angehören. Außerdem sind die Betriebe von SkyNRG vom Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB) zertifiziert, dem höchstmöglichen Zertifizierungsstandard für nachhaltige Kraftstoffe. Das Vorhaben steht im Einklang mit dem Bestreben von SkyNRG, weltweit Produktionskapazitäten für nachhaltiges Kerosin zu entwickeln und einzusetzen.

Erfahren Sie mehr unter: www.skynrg.com

Quoten und Zahlen

Insbesondere die Luftverkehrswirtschaft ist durch die Corona-Krise und die Herausforderungen an die Transformation zum Erreichen der Klimaschutzziele großen Belastungen ausgesetzt. Die Branche will in ihrer „Defossilisierungsstrategie“ Mobilität mit Klimaverträglichkeit vereinbaren. Regulierungen des Bundes und der EU setzen künftig Quoten, die auf eine schrittweise ansteigende Beimischung von nachhaltigem Kraftstoffen verbunden mit einer Reduktion der Kohlendioxidemissionen aus Kraftstoffen abzielen.

Deutschland hat eine Roadmap für nachhaltiges Kerosin und hat darauf aufbauend bereits 2021 dafür eine Quote beschlossen, 2026 soll die Quote bei 0,5 Prozent liegen, 2028 bei einem Prozent und ab 2030 bei zwei Prozent. Auch das Verkehrsministerium BW fordert in seinem Positionspapier auf EU-Ebene einen rascheren, ambitionierteren Anstieg der Quoten.

Weitere Informationen: PtL-Roadmap 

(Presse-Information Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg)

Veröffentlicht am 17. Februar 2022