Am Flughafen Stuttgart, der als Verkehrsknotenpunkt und starker Wirtschaftsstandort in der Region eine zentrale Rolle spielt, wird viel Energie verbraucht: 2019 waren es 101,2 Gigawattstunden, Wärme- und Kraftstoffbezug eingeschlossen. Dies ist etwa so viel wie der Bedarf von 20.000 Vier-Personen-Haushalten. Damit hat der Flughafen auch eine Verpflichtung, aktiv eine zukunftsfähige Entwicklung der Energieversorgung mitzugestalten. Mit einem eigenen Blockheizkraftwerk und Fotovoltaikanlagen produziert die Tochtergesellschaft Flughafen Stuttgart Energie GmbH (FSEG) umweltverträglichen Strom selbst. Auf rund 15.000 Quadratmetern Solarpanels werden aktuell etwa 2,5 Gigawattstunden pro Jahr erzeugt. Davon wurden 2019 etwa ein Drittel selbst genutzt und zwei Drittel ins öffentliche Netz eingespeist. Der Strom, der hinzugekauft wird, um den Bedarf der FSG, FSEG und SAG zu decken, kommt seit 2014 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Insgesamt liegt der Standort – das sind die FSG-Konzerngesellschaften und alle Mietparteien und Pächter, die auch Kundschaft der FSEG sind – bei einem Anteil von 45 Prozent regenerativer Energie am gesamten Bezug.
Stromsystem flexibilisieren
Die erzeugte Strommenge durch erneuerbare Energie schwankt in Deutschland naturgemäß saisonal und tageszeitenabhängig. Sie ist somit nicht zu jeder Zeit im gleichen Maße verfügbar. Um die Versorgung mit regenerativ erzeugtem Strom zu fördern, die Energiekosten zu reduzieren und darüber hinaus zusätzliche Erlöse zu generieren, setzt der Flughafen Stuttgart auf die aktive Laststeuerung, das sogenannte Demand Side Management (DSM). Dazu werden große verbrauchende Maschinen wie Lüftungsanlagen oder Kältemaschinen mit Hilfe von Speichern flexibel betrieben. Der Flughafen Stuttgart kann so Lastspitzen reduzieren und zusätzlich Erzeugungskapazität als sogenannte Regelenergie zur Sicherung der Stromnetzstabilität vermarkten. Um dies weiter zu forcieren, beteiligt sich der Flughafen Stuttgart am Forschungsprojekt „DSM-Echtzeitdatenplattform BW“. Hierbei wird eine gemeinsame Vermarktungsebene entwickelt, die als Bindeglied zwischen Anbietenden und Abnehmenden dienen soll. Da das Thema Flexibilität mit der Energiewende immer wichtiger wird, versucht der Flughafen, kontinuierlich neue Potenziale zu identifizieren. So wird beispielsweise derzeit geprüft, wie das Laden von Elektrofahrzeugen optimal in das örtliche Energiesystem integriert werden kann.
Einsparpotenziale durch bessere Prognosen
Gleichzeitig beschäftigt sich der Flughafen mit der Frage, wie Energie effizienter genutzt und wo sie eingespart werden kann. Die Lösung dafür bietet der Smart Energy Hub, ein sensorbasiertes Smart-Data-System. Es hilft dabei, bessere Bedarfsprognosen zu erstellen. Durch die kombinierte Darstellung von internen Kennzahlen aus dem Energiemanagement sowie externen Informationen wie Wetterprognosen und Strompreisdaten kann die FSEG Einsparpotenziale erschließen und auf diese Weise die Kosten für den Stromeinkauf über die Börse optimieren.
Projekt C/sells
Integriert Gedacht: Modelle für die Energiezukunft
Auswirkungen auf den Flughafen und sein Umfeld
Teil eines intelligenten Stromnetzes
Der Flughafen Stuttgart beteiligt sich an C/sells, dem ersten überregionalen intelligenten Stromnetz (Smart Grid) in Deutschland. Das Schaufensterprojekt in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen ist ein Meilenstein für die bundesweite Umsetzung der Energiewende. Die FSG übernimmt dabei die Rolle eines Prosumenten: Sie speist selbst regenerative Energie als Produzent ein, verbraucht aber auch gleichzeitig bedarfsgerecht als Konsument. Ziel ist die Eingliederung der „Zelle“ Flughafen Stuttgart in das nachhaltige Energiesystem von C/sells. Dadurch will die FSG ebenfalls aufzeigen, wie Infrastrukturbetreiber mit speziellen Anforderungen die Energiewende durch die Nutzung ihrer Flexibilitätspotenziale praxisgerecht und wirtschaftlich umsetzen können.
Für die Zukunft gerüstet
Insgesamt trägt der Flughafen Stuttgart mit den drei Projekten Demand Side Management, Smart Energy Hub und C/sells aktiv zur Energiewende bei. Diese Programme liefern wichtige Forschungsergebnisse und Praxisbeispiele und stellen damit Lernfelder für den bundesweiten Umstieg auf regenerative Energie dar. Hinzu kommt die soziale Komponente: Auch die Fachkompetenz der eigenen Mitarbeitenden zum Thema Energiewende steigt. Damit macht sich der Airport bereit für eine Zukunft, in welcher der Strom nur noch aus erneuerbaren Quellen bezogen wird.